amber film
 
Das Prinzip Dora (The Dora System)
a film by Claudette and Rolf Coulanges
17 Minutes - 35 mm - b/w - 1:1.37

With the declaration of "total warfare" in 1943, the German government decided, among other things, to move the production of important weapons below ground. For years, German scientists, led by designer and SS assault unit leader Wernher von Braun, had been pursuing the construction of the A4 rocket. Himmler's SS now wanted to use slave labourers from prison camps to serially produce the new weapons. From now on, prisoners were to build the factories in which rockets could be produced for attacks on London, Antwerp, Maastricht and Lille.

The Langenstein and Dora concentration camps were built in the Harz Mountains. At the end of 1944, up to 20,000 prisoners were working around the clock to dig tunnels, build rocket factories and mass produce the "V" weapons. Most of the slave labourers died within weeks from the unspeakable working conditions. The dust in the tunnels, the poisonous gases, hunger and absolute exhaustion served but one goal: the annihilation of the prisoners and disposal of all witnesses to the work going on in the tunnels.

5000 German civilians, including 2500 from the neighbouring towns of Langenstein and Dora, also worked in the underground factories. As guards and supervisors over the ruinous working conditions, they were forced to witness the demise of the prisoners day in and day out.

Das Prinzip Dora

The film

These events and thoughts form the background for this film, but were not its initial motivation. This came during a visit to the newly uncovered remains of the Langenstein-Zwieberge concentration camp and the underground tunnels of the Mittelbau-Dora camp, where the prisoners were locked up and forced to work for months on end.

The film is composed of images that can be seen today with the naked eye. We don't want to explain the familiar with words, but rather show the less known on the screen, creating a space for viewers to become curious about history and have an experience of their own. Our filmic conception is based on our experience that the very sight of the remains of the Langenstein concentration camp raises questions and ambiguities, especially here, where the unearthed is neither explained nor classified. This is a great advantage for the film and its intentions because once one begins to search one's own knowledge or lack thereof for an explanation for every single unknown detail in this place, one begins to see something, to experience details of the living conditions in the camp, to have one's own personal encounter with history.

This independent perspective is what enables us to have a new experience with information which is already more or less familiar. We support this way of seeing by not trying to simply "document" the remains of the camp in a few shots as some kind of silent witnesses, but rather by viewing them as traces of unfathomable history. In the film's sequence shots, the protagonist, who comes from another country and another culture, explores this place of concealed horror in an unanticipated manner. It is a story foreign to her, which she tries to experience and decipher through the images. THE DORA SYSTEM emerged from a political and personal experience: Claudette Coulanges is the film's protagonist, who approaches this chapter of German history from her own point-of-view.

Das Prinzip Dora

 

Credits
Writer / Director   Rolf Coulanges
Claudette Coulanges
Photography   Rolf Coulanges bvk
Assistant cameraman  
Christian Klopp bvk
Editor   Rolf Coulanges
Sound   Andreas Mücke
Music   Martin Karl-Wagner

With the former prisoners
Paul le Goupil
Mierwaldis Berzins-Birze
Kurt Schulze
Roger Leroyer

and a text by
Adam Cabala

Clarinette   Hanno Fendt
Bassoon   Jakob Meyers
Violin   Uwe Petersen
Horn   Thomas Reiner
Flute   Martin Karl-Wagner

Production
amber film Berlin

Distribution
amber film Berlin
arsenal institut für film- und videokunst

Supported by
fundings from
Thüringen, Sachsen-Anhalt,
Filmboard Berlin-Brandenburg.

© amber film Berlin, 1997

Das Prinzip Dora

Im August 1943 entschied die deutsche Reichsregierung mit der Ausrufung des "totalen Krieges", auch die Produktion wichtiger Waffen unter die Erde zu verlegen. Unter Leitung des Konstrukteurs und SS-Sturmbannführers Wernher von Braun hatten deutsche Wissenschaftler seit Jahren den Bau der A 4 - Rakete verfolgt; Himmlers SS wollte der Industrie jetzt die Serienfertigung durch Zwangsarbeiter aus ihren Lagern ermöglichen. Häftlinge sollten von nun an die Fabriken bauen, in denen Raketen zum Angriff auf London, Antwerpen, Maastricht und Lille hergestellt werden konnten.

Im Harz entstanden die Konzentrationslager Langenstein und Dora. Hier arbeiteten am Ende des Jahres 1944 zeitweise 20.000 Häftlinge in Tages- und Nachtschichten am Bau der Tunnelsysteme, der Raketenfabriken und der Massenproduktion der "V"-Waffen. Die meisten der Zwangsarbeiter starben innerhalb weniger Wochen an den unbeschreiblichen Arbeitsbedingungen. Der Staub im Tunnel, die giftigen Gase, der Hunger und die völlige Erschöpfung dienten nur einem Ziel: der Vernichtung der Häftlinge und der Beseitigung aller Zeugen durch die Arbeit in den Stollen.

Auch 5.000 deutsche Zivilarbeiter, davon die Hälfte aus den umliegenden Ortschaften von Langenstein und Dora, arbeiteten täglich in den unterirdischen Fabriken. Jeden Tag sahen sie den Untergang der Häftlinge mit an. Sie selbst waren zu Wächtern der Häftlinge und Aufsehern über die vernichtenden Arbeitsbedingungen geworden.

Das Prinzip Dora

Der Film

Diese Ereignisse und Überlegungen bilden den Hintergrund unseres Films, aber nicht seinen Anlass. Der Anlass war ein Besuch in den gerade freigelegten Resten des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge sowie in den unterirdischen Stollen des Lagers Mittelbau-Dora, in denen monatelang die Häftlinge eingesperrt waren und arbeiteten.

Der Film enthält das, was sich heute mit dem eigenen Auge selbständig entdecken und erfahren lässt. Wir möchten nicht das Bekannte mit Worten erläutern, sondern das wenig Bekannte auf der Leinwand zeigen, mit unseren Bildern den Anlass für eine eigene Erfahrung und für die Neugierde nach der Geschichte schaffen. Die unserer filmischen Konzeption zugrunde liegende Erfahrung ist, dass der Anblick der von der Geschichte übriggelassenen und nun wieder aufgetauchten Reste des Konzentrationslagers Langenstein Unklarheiten und Fragen hinterlässt. Ganz besonders an diesem Ort, denn das Vorgefundene ist weder erklärt noch eingeordnet. Das ist ein großer Vorteil für die Absicht des Films. Denn indem man zunächst versucht, aus dem eigenen Wissen oder Nichtwissen eine Erklärung für jedes dieser zahlreichen unbekannten Details des Ortes zu finden, beginnt man etwas zu sehen, einige Details von den Lebensbedingungen im Lager zu erfahren, eine eigene Erfahrung mit der Geschichte zu machen.

Der eigene, selbständige Blick ist es, der uns eine neue Erfahrung im Umgang mit den schon mehr oder weniger bekannten Informationen zu ermöglichen scheint. Wir unterstreichen diese Haltung des Sehens, indem wir nicht etwa die Reste des Lagers in einigen Einstellungen gleichsam als stumme Zeugen zu "dokumentieren" versuchen; sie werden stattdessen als Spuren einer unbegriffenen Geschichte betrachtet.

Das Prinzip Dora

Die Protagonistin des Films, aus einer anderen Kultur und einem fremden Land kommend, untersucht diese Orte des verborgenen Schreckens auf für uns ungewohnte Weise in den Plansequenzen des Films; eine für sie fremde Geschichte, die sie in den Bildern zu erfahren und zu entschlüsseln sucht. Das Prinzip Dora entstand aus einer politischen wie persönlichen Erfahrung - Claudette Coulanges selbst ist die Protagonistin, die aus eigener Sicht auf dieses Kapitel deutscher Geschichte stößt.

 

Available as
35 mm Engl. Subtitles
35 mm Dt. Untertitel
Blu-ray Disc Engl. Subtitles
Blu-ray Disc Dt. Untertitel
DVD Engl. Subtitles
DVD Dt. Untertitel