Die drei japanischen Tänzerinnen Minako Seki, Sayoko Onishi
und Yumiko Yoshioka aus dem Ensemble tatoeba Théâtre Danse
Grotesque Tokyo, Berlin entfalten in ihrer expressiven tänzerischen
Ausdrucksfähigkeit die Dimension des zeitgenössischen Butoh-Tanzes
und entwerfen gleichzeitig eine Parabel von der asiatischen
Empfindungswelt und Irrationalität und dem modernen Selbstverständnis
der Frauen in Japan.
Die übergeordnete Filmidee zu dieser experimentellen Butoh-Tanz-Performance
sind Metamorphosen des Lebens - mit einer Kameraführung entwickelt,
die sich in die Intensität der Tanzbewegungen frei hineinbegibt
und durch ein hohes Maß an sinnlicher Konzentration eine intensive
Korrespondenz mit dem Tanz herstellt.
Ju-Ni Hitoe heißt: "Das Zwölf-Lagengewand",
bei dem zwölf in Farben abgestufte und mit Gold durchwirkte
Kimonos übereinander getragen werden. Noch heute werden sie
von der japanischen Kaiserfamilie zu speziellen festlichen
Anlässen getragen, und für viele japanische Frauen spiegelt
sich darin die Würde der Tradition, aber auch ihre eigene
traditionelle Rolle und gesellschaftliche Einengung wieder.
Die meterlangen Stoffbahnen erlauben nur einen eng abgezirkelten
rituellen Bewegungskanon und verhindern jegliche Spontaneität.
Sie können ein Symbol für die harte Schale sein, die den weichen
Kern schützend umschliesst, aber auch für dicke Mauern und
psychische Barrikaden, die das innerste Wesen einschnüren
und gefangenhalten.
Im Zentrum von Ju-Ni Hitoe
steht jedoch nicht allein die Moral von der Geschicht' über
Kleidung, Tradition und Zeremonie - es ist das Vokabular des
Butoh-Tanzes selbst. Seine Sprache ist direkt, unmittelbar.
Tanzbewegungen in ihrem Entstehen und in ihrem Verlauf sowohl
sichtbar als auch fühlbar zu machen ist für uns die entscheidende
Ausgangsidee für diesen Film. Im Zentrum steht daher die ganz
unterschiedliche Emotionalität der drei Tänzerinnen; ein intensiver
Blick auf die Ausdrucksfähigkeit der menschlichen Gestalt,
deren sinnliche Kraft wir in fremdartigen, unberührten Filmräumen
erfahrbar machen wollen.
Die Elemente, die wir mit dem Butoh-Tanz verbinden, sind
archaische Materialien, scheinbar vor jedweder Gestaltung,
Hintergründe von hohem Abstraktionsgrad, die Räume für den
Butoh-Tanz schaffen, ohne daß sie den Zuschauer durch Bekanntes,
Erinnertes ablenken oder festhalten. Orte des Films sind Innenräume
und Landschaften: Innenmauern, Flächen wie Sandbänke im Meer;
und darin die Elemente von Wasser, steinernen Wüsten, Dunkelheit,
dem Schrei, der weitgefassten Bewegung, den Miniaturen.
Die Kontinuität dieses Films erstreckt sich über ganz unterschiedliche,
assoziativ miteinander verbundene Orte, die es gestatten,
den Tanz mit anderen Elementen und Strukturen zu konfrontieren,
sich zu widersetzen, unerwartete Verbindungen zu schaffen.
Dabei entstehen Bilder und Gefühle von besinnlich - meditativem
bis komisch - groteskem Charakter.
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